Wenn Schwaben nach Apulien fahren, dann können sie sich immer heimisch fühlen. Warum, mag man fragen. Zunächst einmal aufgrund der überbordenden Herzlichkeit der Austauschpartner unserer Schule am Liceo Scientifico Ricardo Nuzzi in Andria.
Aber auch die zahlreichen Zeugnisse, welche der Staufer-König Friedrich der Zweite in seiner Lieblingsregion Apulien hinterließ, zeugen von einem Jahrhunderte alten Austausch zwischen den Alamannen und den Bewohnern Apuliens – diesen Austausch zu ergründen und zu erneuern machten sich Frau Tschech, Herr Werth und vor allem 16 ihrer Schützlinge zur Aufgabe in der letzten März-Woche vor den Osterferien. Und diese Forschungsreise darf als voller Erfolg gelten. Belege hierfür ? So Einige!
Auch wenn sich die Abreise vom Münchner Flughafen als etwas nervenaufreibender gestaltete, als man es mit der angeblichen deutschen Ordnungsliebe vereinbaren könnte, so waren alle Beteiligten schon beim Ankommen in Apulien herzlichst entschädigt, da die Wertinger Schülerinnen und Schüler gleich am Abend noch in den Familien aufs Feinste verköstigt wurden, ehe Aktivitäten wie gemeinsame „Grillsonntage“ in Betracht gezogen wurden. Aber die Kulinarik war nur ein Teil des Erlebnisses, die Kultur und Geschichte Apuliens ließen ebenfalls staunen und nach Luft schnappen.
Was gab es nicht allein schon in Andria alles zu betrachten, neben der Kathedrale mit heute noch verehrten Reliquien aus dem Mittelalter wurde auch die verwinkelte Altstadt erkundet, ebenso wie ein kirchliches Obdachlosenheim (ähnlich der deutschen Tafel) besucht. Last but not least gilt es Andria natürlich auch immer, die berühmte Traditions-Confiserie Mucci mit ihren Confetti (also der Urform dieses Wurfgeschosses) zu besuchen. Hier sind diese jedoch aus Mandeln und Schokolade geformt – schon wieder die Gaumenfreuden, mag man jammern.
Also zurück zu den schwäbischen Spuren in Apulien: In mehreren Städten konnten Festungen und Burgen aus der Zeit der Staufer und des Königreichs Neapel in Augenschein genommen werden. In Bari führte dies die deutsch-italienische Gruppe mitunter auch an das multi-konfessionelle Grab des Heiligen Nikolaus, in Trani an die verschlafene Hafenmole und in die romanische Kathedrale eines pittoresken Fischerortes, im Castel del Monte in die reiche geistige Vorstellungswelt des Federico Secondo selbst. Aber als ob an all diesen Orten die Wendung Weltkulturerbe der UNESCO nicht schon oft genug gefallen wäre, zudem führte noch ein einzelner Ausflugstag ins wunderbare Alberobello, in welchem weltberühmte, kreisrunde und kalkgetünchte Häuslein namens Trulli auf die Begeisterung unserer apulisch-schwäbischen Expedition stießen.
Viele weitere Erfahrungen wurden von den schwäbischen Jugendlichen gesammelt: so zum Beispiel, dass man mit Englisch als lingua franca auch in Süditalien weiterkommt, dass die Gastfreundschaft unserer italienischen Freunde schier keine Grenzen kennt, dass auch mit einem gewissen Maß an Gelassenheit der Alltag wunderbar funktioniert; und, dass man eigentlich nie genug der lokalen Spezialitäten genießen kann, es gab Focaccia, Tenerelli, Taralli, Olivenöl u.v.m. im Überfluss.
So war es denn nach einer sehr regen Woche des harmonischen Austausches nicht weiter verwunderlich, dass am Morgen der Rückreise der Abschied lange Zeit in Anspruch nahm und von vielen Tränen geprägt war. Aber: ci incontreremo di nuovo!
Wir freuen uns auf das baldige Wiedersehen beim Gegenbesuch im Oktober – a presto! Bis bald – Freundschaften sind gewachsen und werden bleiben.
Christoph Werth