Die antike Stadt Pompeji, die im Jahre 79 n. Chr. vom Vesuv verschüttet worden ist, die Jahrhunderte sicher im Boden überdauert hat und nun seit 1748 wieder ausgegraben wird, dürfte wohl jedem ein Begriff sein. Wer schon dort war, weiß, welch große Faszination dieses “Phänomen von Stadt” (wie es eine Lateinschülerin des GW einst so treffend ausdrückte) auf alle ausübt, die die Gassen durchstreifen. Dennoch erleben wir auch nach über zweihundert Jahren intensiver Ausgrabung und Forschung immer wieder neue Überraschungen.

Eine kurze Einführung in das Forschungsgebiet sowie einen intensiven und spannenden Überblick über die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhielten die Schülerinnen und Schüler des W-Seminars “Römisches Alltagsleben” sowie interessierte Lehrkräfte der Fachschaften Latein und Geschichte von der “Personifikation Pompejis”: Renate Markoff, die bis vor drei Jahren an der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) in Dillingen unter anderem für die klassischen Sprachen Latein und Griechisch verantwortlich zeichnete, nutzt ihren “Unruhestand” dazu, vor allem Schülergruppen in die Geheimnisse der Region um den Vesuv in Süditalien einzuweihen. Davon profitierten auch schon viele unserer Schülerinnen und Schüler, aber auch zahlreiche Lehrkräfte auf einschlägigen Studienfahrten und einer Kollegenexkursion nach Süditalien.
Ein besonders spannender Teil des Vortrags war die Neudatierung des Vesuvausbruchs 79 n. Chr.: Wurde über Jahrhunderte hinweg aufgrund der allgemein anerkannten Version von Plinius berühmtem “Vesuvbrief” der 24. August als Eruptionsdatum angenommen und gelehrt, konnte die Forschung der letzten Jahre eindeutig beweisen, dass es sich hier um einen Fehler handeln muss. Aufgrund einer neu entdeckten Inschrift sowie unter anderem bei neuen Ausgrabungen gefundenen Lebensmittelresten (darunter erst im Herbst reifendes Obst wie Granatäpfel) ist sich die Forschung inzwischen einig, dass es wohl erst Ende Oktober zur Katastrophe gekommen ist. Neu dürfte vielen auch die Tatsache gewesen sein, dass aktuell erst zwei Drittel Pompejis ausgegraben sind. Die verbleibenden Bereiche der Stadt sollen erst nach und nach von ihrer schützenden Schicht aus Bimsstein und Lava befreit werden, um Pompeji möglichst lange für die Nachwelt zu erhalten. Weitere Überraschungen sind also vorprogrammiert.
Mit vielen selbst gemachten Fotos – Frau Markoff verbringt jedes Jahr sehr viel Zeit mit Schüler- und Lehrergruppen in Pompeji und erweitert kontinuierlich ihr Wissen und ihren Bilderschatz – schaffte es Renate Markoff zuletzt, das römische Alltagsleben in Pompeji gleichsam zum Leben zu erwecken, so dass den gespannten Zuhörerinnen und Zuhörern, die den Vortrag durch vielerlei interessierte Fragen bereicherten, klarwurde, wie lebendig die Altertumswissenschaften in Wahrheit sind.
Christian Aigner