Das ABC Apuliens – der Austausch mit Andria

A wie Andria, B wie Bari, C wie Castel del Monte, D wie Dolci. Was hätten die 22 Wertinger Schülerinnen und Schüler nicht alles für sämtliche 26 Buchstaben das Alphabets finden können, hätten sie nicht zu viel damit zu tun gehabt, zu staunen, zu konversieren und zu essen!

Aller Anfang mit A wurde am 16. März 2024 gemacht, als Frau Höltkemeier und Herr Werth mit einer Gruppe Neuntklässler ins schöne Andria aufbrachen, um eine weitere Runde unseres mittlerweile traditionellen Austausches mit Apulien einzuläuten. Auch wenn die erste Begegnung nach einem anstrengenden Anreisetag vor dem Liceo Statale Riccardo Nuzzi in Andria eher schüchtern ausfiel, so war das Eis bald gebrochen. Schließlich wurden die Bayern mit selbstgemalten Transparenten und einer anschließenden Runde Pizza aufs Herzlichste empfangen, man fand schnell zusammen.

Nach einem wohlverdienten (und sicher kalorienreichen) Ruhetag in den Familien wurde dann eine Woche voller gemeinsamer Besuche in den verschiedensten Kulturstätten eingeleitet, wobei die italienischen Gastgeber stets mit von der Partie waren, um ggf. ihre eigene Region und deren Eigenheiten auf Englisch erklären zu können. In Andria selbst wurde das Centro Storico erkundet, samt Kathedrale versteht sich (in der sich die Gebeine von San Ricardo befinden sollen), anschließend wurde Barletta besichtigt (Hafen und Kirche sind auch hier natürlich von Bedeutung).

Am Folgetag ging es dann – in mystischen Nebelschwaden, die an Umberto Ecos Name der Rose erinnerten – zum Castel del Monte hinauf. Wenn auch die Fernsicht an diesem Tag alles andere als eindrücklich war, das oktogonale Gebäude aus dem 13. Jahrhundert war es umso mehr. Schließlich ist es Teil des Weltkulturerbes Italiens. Zudem erfuhren die Wertinger, dass uns mit dem Staufer Friedrich dem II. eine gemeinsame Geschichte mit Apulien sowie Andria Fidelis (seiner treuen Stadt an Vasallen) verband – und nach wie vor verbindet. Fast überall in diesem von Gott geküssten Landstrich findet man Castelli Svevi (schwäbische Burgen), die der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und König Siziliens gegen die Attacken unliebsamer Neider direkt am Meer errichten ließ. So auch in Trani, wo dann die direkt an der Mole gelegene Kathedrale zur Besichtigung der romanischen Krypta einlud, ebenso wie am idyllischen Fischerhafen das Eis zum Verweilen.

Am dritten Tag zeigten uns die Gastgeber dann die engen Gassen Baris, in welchen Nonnas direkt aus dem Fenster heraus selbst gedrehte Orecchiete verkauften. Auch das Grab des heiligen Nikolaus durfte nicht fehlen, ist er doch der Schutzpatron der Kinder und Jugendlichen.

Bei all diesen gemeinsamen Aktivitäten ließen es sich die Eltern bzw. das Liceo nicht nehmen, die gesamte deutsch-italienische Gruppe mit den Köstlichkeiten der Region zu verwöhnen: So gab es natürlich Unmengen an Focaccia, Parmigiana, Strozzapreti und vieles mehr – Gott sei Dank waren die Flugtickets zurück nicht nach Körpergewicht begrenzt.

Der absolute Höhepunkt für die deutsch-italienische Gruppe war dann der Besuch der sagenumwobenen Stadt Matera, in welcher die Sassi zu finden sind. Eingebettet in die von Schluchten durchfurchte süditalienische Karstlandschaft zeugt die weißgetünchte Stadt einerseits von der Armut der Bauern, welche Schlafhöhlen ins Gestein schlugen, andererseits war auch hier wieder unverkennbar, wie eng die Bindung der süditalienischen Landbevölkerung an die Kirche ist und war. Denn zahlreiche Höhlenkirchen waren ebenso unter dem Kalkstein zu finden.

Am Tag des Abschieds flossen dann am 22. März auch viele Tränen, und dies obwohl man sich im Herbst in Bayerisch-Schwaben wiedersehen wird: Schließlich können auch wir mit unseren Kulturstätten wuchern (es wird beispielsweise wieder in eines der Königsschlösser gehen).


Z wie „zum Schluss“: Was für eine tolle Erfahrung war diese herzliche Gastfreundschaft, die stete Begleitung durch unsere italienischen Freunde sowie die ganzen gemeinsamen Unternehmungen.
Ci rividiamo in Germania, cari amici, con piacere!

Christoph Werth