Das Fach

Der Religionsunterricht greift zwei zentrale Begriffe der Bildung am Gymnasium auf: Denken und Fühlen. Zweifelsohne heißt Religionsunterricht „nachdenken“, ein Nachdenken über die grundlegenden Fragen nach Mensch, Gott und Welt. Diese Fragen haben gemeinsam, dass wir uns ihnen stellen müssen, sie jedoch nicht im Letzten beantworten können. Der Religionsunterricht stellt diese Fragen in den Horizont des christlichen Menschenbilds: die Würde des Menschen, die aus seiner Gottesebenbildlichkeit, das heißt seiner Freiheit, entspringt. Ein solches Nachdenken muss deswegen vor allem ein „selber Denken“ sein. Deswegen unterstützt der Religionsunterricht Schülerinnen und Schüler in diesem Prozess der Auseinandersetzung, sensibilisiert sie für die grundlegenden Fragen des Lebens und ermutigt sie, sich diesen zu stellen. Dies kann man nur, wenn man nicht beim bloßen Nachdenken stehen bleibt. Die Rolle des Religionsunterrichts geht deswegen über den reinen Unterricht hinaus. Es geht nicht nur um Wissen, sondern gleichsam um ein Erleben, zum Beispiel in Schulgottesdiensten und Andachten oder bei Besinnungstagen und ist nicht nur ein „arbeiten an sich“, sondern umfasst zugleich den Einsatz „für andere“, beispielsweise im Engagement der Schülerinnen und Schüler in der KSJ bzw. dem Schülermentorenprogramm oder im Fairtradeschool-Team und vielem mehr. Nicht Perfektion ist das Ziel, sondern das Ringen „echt“ zu sein, uns gegenseitig – Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte – mit Schwächen und Stärken anzuerkennen. Religionsunterricht schafft so Räume, in denen die Fragen des Lebens wie Gemeinschaft, Liebe, Schuld und Endlichkeit ihr wirkliches Recht haben.

Aktionen und Wettbewerbe

  • Ökumenische Schulgottesdienste
  • Meditationen im Advent und der Fastenzeit
  • Besinnungstage für die 8. Jahrgangsstufe
  • Schulgruppe der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ),
  • Exkursionen (z.B. Besuch der Stadtpfarrkirche, der Synagoge in Augsburg oder einer Moschee Aktionen im Rahmen der Fairtradeschule, Mauthausenfahrt)
  • Teilnahme an Wettbewerben (z.B. Jugendwettbewerb der GCJZ Augsburg/Schwaben)
  • Aktion „Deine Arbeit hilft“

Eingeführte Lehrwerke

  • Unterwegs (5. Klasse, G8)
  • Religion vernetzt plus (6. Klasse, G8)
  • Leben gestalten (G9)

Religionsunterricht im Dialog – Studientagung zum Thema „Pharisäer“

Am 18. Februar 2025 durfte ich an der Studientagung „Die Pharisäer – Heuchler oder Erneuerer des Judentums?“ im Augustana-Saal in Augsburg mitwirken. Veranstalter war die Diözese Augsburg in Zusammenarbeit mit dem Rabbiner Brandt Verein. Ich selbst war während meines Studiums Schülerin von Rabbiner Henry Brandt, der sich sein Leben lang als Brückenbauer zwischen Judentum und Christentum verstand. Ziel der Studientagung war es, negative Klischees und Vorurteile gegenüber der religiösen Gruppe der Pharisäer aufzubrechen. Die beiden Referenten Prof. Dr. Jens Schröter (Humboldt-Universität zu Berlin) und Prof. Dr. Joseph Sievers (Päpstliches Bibelinstitut, Rom), die aufgrund ihrer Forschung hierzu als Koryphäen gelten, brachten den Zuhörern nahe, wie sich die oftmals einseitig negative Darstellung der Pharisäer im Neuen Testament erklären lässt. Hintergründe sind dabei der zeitliche Entstehungskontext der Evangelien ab ca. 30 n. Chr. und die damit verbundene bewusste Abgrenzung der ersten Christen vom Judentum.

Im Anschluss an die Vorträge fand eine Podiumsdiskussion mit den beiden Referenten, einer evangelischen Pastorin und mir als katholischer Religionslehrkraft statt. Dabei konnte ich mich den Fragen des Moderators Prof. Dr. Franz Sedlmeier zur praktischen Umsetzung des Themas „Pharisäer“ im Religionsunterricht stellen und Herausforderungen und Chancen beleuchten. Eine wesentliche Chance besteht darin, anti-judaistischen und antisemitischen Vorurteilen im Zusammenhang mit diesem Begriff entschieden entgegenzutreten. Positiv konnte ich hier hervorheben, dass unsere Schülerschaft dem Begriff „Pharisäer“ ohne Vorurteile begegnet. Eine weitere Chance besteht darin, das Verbindende zwischen Jesus und

den Pharisäern in den Vordergrund zu stellen, wie etwa die Tatsache, dass Jesus als Jude selbstverständlich in der jüdischen Tradition verwurzelt war. Die Schülerinnen und Schüler lernen zudem, dass verschiedene Meinungen im gelebten Glauben existieren dürfen, was man an der unterschiedlichen Auslegung von Glaubenstraditionen bei Jesus und den Pharisäern im Neuen Testament sehen kann. Sie werden zudem dazu angeregt, selbst über bestimmte Traditionen im Christentum nachzudenken. Im Nachgang zur Tagung wirkte ich wenige Wochen später an der Sendung „Pharisäer! Vom Umgang mit anti-judaistischen Stereotypen“ der Reihe „WDR Lebenszeichen“ mit. Beides war für mich eine einmalige Erfahrung. Dankbar denke ich an meine Lehrer Prof. Dr. Franz Sedlmeier und Rabbi Brandt, die Offenheit und Respekt gegenüber Religionen vorgelebt haben: eine Haltung, die

ich heute auch an meine Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht bei der Begegnung mit dem Judentum und anderen Religionen weitergebe.

Stefanie Mayer-Lesiak